Strategie und Umsetzung sind die Zauberworte von Managern und Beratern. Am Ende kommt es auf’s Machen an. Und da geht bekanntlich vieles schief. Auch mit Change Management lassen sich nicht immer Wunder vollbringen. Manchmal stellt sich der Mensch einfach quer und tut nicht, was er soll.
Gerald Hüther ist Neurobiologie, Hirnforscher und Professor in Göttingen (www.gerald-huether.de). Letzte Woche sollte er Medizinern etwas über die Selbstverantwortung des Menschen für seine Gesundheit erzählen. Tat er aber nicht. Er wusste was Besseres.
Wissen wie’s geht?
„Wir wüssten schon, wie ein guter Kirschkuchen aussieht, wir wissen nur nicht, wie wir ihn machen sollen.“ Und selbst wenn wir es wissen, schaffen wir es häufig nicht, anderen unsere Erkenntnis zu vermitteln. Oder wie es mein alter Mathe-Lehrer, Herr Sättele, ausdrückte: „Erfahrung lehrt, dass Erfahrung nicht lehrbar ist.“
Wir haben also ein Umsetzungsproblem. Aber das wussten wir ja schon. Wenn alles Technische, beispielsweise beim Lean Management oder der Optimierung von Produktionsabläufen und Supply Chains, geklärt ist, hängt es nur noch am richtigen Verhalten der Mitarbeiter. Das wird nun gefordert, geschult und geübt. Wenn das nicht reicht, folgen eindringliche Appelle. … Halt! (Zwischenruf Hüthers, spätestens hier). Wir können es eben nicht „machen“, nicht jetzt und sofort.
Haltung* schafft Wirkung.
Wie nun entsteht positive Veränderung? Wie wachsen Menschen mit ihren Unzulänglichkeiten? Es kommt auf die innere Haltung an. Haltungen sind so etwas wie die DNA für das eigene Verhalten. Sie beruhen auf prägenden Erfahrungen und sie sind ziemlich stabil. Mal ist die Haltung eines Mitarbeiters oder Chefs günstig für Entwicklung und Neues, mal steht sie dem massiv entgegen.
Was also tun als Manager (oder Berater)? Günstige Bedingungen schaffen. Neue Erfahrungen ermöglichen, die Mut machen. Hüther fasst es in drei „Tun-Wörter“:
- Einladen
(man-muss-Menschen-mögen) - Ermutigen
(man muss selber dran glauben) - Inspirieren
Gute Lösungen von Problemen entstehen immer dann, wenn sich Menschen kniffligen Aufgaben mit Freude und Begeisterung widmen. Zuckerbrot und Peitsche funktionieren in Akut-Situationen sicher auch mal, auf Dauer geht der Schuss jedoch meist nach hinten los.
„Geist des Hauses“
Wie steht es um den Geist in Ihrem Bereich oder Unternehmen? Was die Haltung im persönlichen ist, verdichtet sich für größere Organisationen zum „Geist des Hauses“. Den erkennt man meist schon beim Portier. Spätestens aber in dem, was Chefs und Mitarbeiter tun oder lassen, obwohl die Unternehmensleitlinien etwas anderes verkünden.
Nicht unterschätzen sollte man, dass dieser Geist des Hauses auch die Mitarbeiter prägt. Umgekehrt natürlich auch. Es besteht also berechtigte Hoffnung!
P.S.: Übrigens, auch die Mediziner kamen bei Prof. Hüther letzte Woche auf ihre Kosten. Die Selbstverantwortung des Patienten ist natürlich primär eine Frage der Haltung, nicht nur des Patienten, sondern vor allem auch des Arztes. Ein guter Arzt, auch der Chirurg, schafft nur Bedingungen für das „Gelingen“ einer Operation oder der Heilung.
* „Haltung“ drückt sich beispielsweise in folgendem Satz aus, den ich in einem Artikel (24.12.2010) des gerade verstorbenen Michael Althen in der FAZ vom 13.05.2011 fand: „… Phillips verstand zwar nicht, was in aller Welt Erdlöcherbohren mit Kunst zu tun haben soll, aber die Ernsthaftigkeit des Mannes gefiel ihm.“ … und so hat sich dieser Phillips darauf eingelassen.